Geschrieben von Frank:

DAS waren wir ! Unser 2. Geburtstag am 08.10.2010 04.01.2011 22:49  

„Berserk elephant attacks tourists in tent
By Wame Tshimololo

KAZUNGULA - An elephant has attacked a tent in which two German tourists were sleeping at Senyanti campsite near Kazungula.

A woman was injured and flown to Johannesburg for urgent medical attention after first being taken to Kasane hospital.

The incident happened on the night of October 8 said Assistant Superintendent Chakalisa Nkoni, of Kazungula police. The elephant first tore off the roof of the tent as it forced its way in, probably in search of food.

The couple was awoken by the noise of the elephant's attack. Their screams for help were heard by other campers who chased the elephant away by hitting tins and pots together. The woman had serious wounds to the lower chest as well as other injuries. It is believed that an attack on a tent is very rare. „

Quelle: Ngami Times vom 15. Oktober 2010




Seit vielen Jahren fahre ich durch das südliche Afrika und einer der Höhepunkte für mich war immer Botswana mit dem Okavango Delta und der Chobe-Front. Für meine Freundin Olga war es der 3. Urlaub in Afrika und nachdem unser letzter Trip im April/Mai 2010 durch den vielen Regen, den Wasserdurchfahrten, den verschlammten Wegen und dem ewigen Steckenbleiben ziemlich ins „Wasser gefallen“ war, entschlossen wir uns, dieselbe Tour noch mal im September/Oktober zu unternehmen.

Waren es Anfang des Jahres das Wasser, so haben uns jetzt die ausgetrockneten, steinharten Wege, der Staub und die fast unerträgliche Hitze zu schaffen gemacht. Wir waren froh nach 8 Tagen im Delta in Kasane/Kazungula anzukommen, um auf „unserem“ im Mai entdeckten Campingplatz „Senyanti Camp“ ein paar Tage auszuspannen, den Wagen wieder herzurichten und morgens oder abens die gewaltigen Elefantenherden am Chobe zu bewundern.

Das wunderschön und richtig ruhig gelegene Camp bei Kazungula kannten wir aus dem letzten Urlaub: eigene Sanitärhäuschen, ein liebevoller, knorriger Eigentümer und eine hölzerne Aussichtsterrasse (mit Bar) mit Blick auf das eigene Wasserloch. Nach der Ankunft bauten wir unser Zelt auf, spülten den Staub und die Strapazen der vergangenen Tage mit einer heissen Dusche und einem kaltem Bier fort, machten unser Abendessen im Potjie und waren überglücklich, angekommen zu sein. Sowohl am Wasserloch als auch in der näheren Umgebung wimmelte es von Elefanten. Da die letzten Tage sehr „tierarm“ waren, freuten wir uns über diese Gesellschaft. An diesem Abend machten wir in diesem Urlaub unser letztes Foto:

 


Nach ein paar Stunden auf der Terrasse und den Blick auf das endlose Treiben der Dickhäuter krabbelten wir total erschöpft und richtig zufrieden ins Zelt. Die Nacht war ziemlich unruhig, da der Campingplatz in den ganzen Nachtstunden Besuch von vereinzelten Dickhäutern bekam. Aber genau das wollten wir ja !!!

Was dann am frühen morgen geschah (es war noch dunkel) lässt sich schwer erklären und aufschreiben. Zusätzlich weichen unsere Erinnerungen ein bisschen voneinander ab. Aber der Horror bleibt gleich:

Wir wurden zeitgleich geweckt, als die Zeltwand nur wenige Zentimeter von unseren Köpfen von einem riesigen „etwas“ eingedrückt wurde. Wir schreckten hoch und schrien. Dann fing ein Elefant an, das Zelt mit einer Urgewalt einzudrücken und niederzutrampeln. In völliger Dunkelheit mussten wir uns von rechts nach links rollen, um den den gewaltigen Tritten des Tieres in dem kleinen Zelt auszuweichen. Es ging alles so schnell und wir konnten den Elefanten, der nur durch den Zeltstoff von uns getrennt war, richtig spüren. Das wir trotz einiger schmerzhafter Stösse und dem Rumwirbeln nicht von den gewaltigen Füssen des Tieres zerquetscht wurden, grenzt für mich immer noch an ein Wunder. Kurze Augenblicke nachdem das Zelt zusammenbrach und wir im Dunkeln zwischen unseren Schlafsäcken und dem Zeltstoff gefangen waren, stiess der Elefant mit den Stosszähnen in den „Zeltklumpen“. Ich spürte, wie mich der Zahn direkt an meiner linken Seite zwischen Brustkorb und Arm streifte, umfasste den armdicken, mit längsrillen übersäten Stosszahn und wollte ihn in meiner totalen Hilflosigkeit wegdrücken....was natürlich quatsch war. Urplötzlich wurden wir blitzschnell hoch gerissen... 2 - 3 Meter in die Luft ....und fielen dann mit der gleichen Geschwindigkeit runter und schlugen auf dem Boden auf. Ausser unseren Schreien, das Geräusch der niederdrückenden und aufreissenden Zeltplane lief alles ohne Geräusche ab; der Elefant machte keinen Laut. Von den im Zeitungsartikel beschriebenen Rettern mit Kochtöpfen war kein Spur ....

Ich war wohl kurz bewusstlos, weil Oga später sagte, dass der graue Riese noch einige Sekunden über uns im zerfetzten Zelt stand und auf uns blickte, dann aber verschwand.

Meine ersten Erinnerungen waren die Schmerzen an meinem ganzen Körper. Olga lag direkt neben mir, atmete hektisch und stöhnte leise vor sich hin. Ich wollte aus dem Zelt kriechen, um zu helfen, konnte mich aber aus den zerrissenen Zeltbahnen und dem zerknäulten Gestänge nicht befreien.Olga stöhnte bei meiner „Rettungsaktion“ laut auf.Voller Angst tastete ich meine Freundin ab und spürte die grossen, warmen Blutflecke vorne und hinten an ihrem Schlaf-Shirt. Unter dem nassen Kleidungsstück an den Verletzungen spürte ich 2 immer grösser werdende "Beulen", die irgendwie aus ihrem körper herausquollen. Panisch drückte ich meine Hände „vorsichtig“ darauf und schrie und schrie und schrie um Hilfe...... in die Dunkelheit.

Nach einiger Zeit ,gefühlten endlosen Minuten, kamen der Eigentümer Louw und andere Gäste mit Taschenlampen, um uns zu helfen... es war noch immer Nacht. Wir wurden aus den Zeltrümmern herausgeschnitten und Olga wurde trotz ihrer immer grösser werdenden Schmerzen auf unsere Iso-Matte gelegt. Alle waren panisch. Jeder wusste, wir mussten sofort ins nächste hospital. Olga wurde auf den in Liegeposition gebrachten Beifahrersitz gelegt, ich ziternd dahinter um meine Hände weiterhin auf ihre Wunden zu drücken und der Eigentümer Louw fuhr los.

Während Olga sich an diese Fahrt nur noch wenig erinnern kann, hat sich diese wohl für immer in meinen Kopf eingebrannt. Olga stöhnte vor Schmerzen und rief die ganze Zeit leise nach ihrer Mutter, die seit vielen, vielen Jahren tot war. Ihr Körper kämpfte die ganze Zeit und manchmal stockte ihr Atem. Ich schrie „rede mit mir, bleib bei mir, bitte, bitte, bitte“ und sie blickte mich mit müden, so traurigen Augen an. Jedes Mal brach ich in Tränen aus und leise versuchte sie (!!!) mich zu beruhigen. Die Fahrt ging in der Dunkelheit über Stock und Stein und bei jeder Unebenheit auf der sandigen Piste konnte ich die Schmerzen in Olgas Gesicht sehen. Wie wir gefahren sind, weiß ich nicht mehr. Irgendwann erreichten wir die Teerstrasse (nach 20 minuten ?) und ich konnte in der Dämerung bekannte Gebäude und Strassen erkennen. Ich redete die ganze Zeit auf Olga ein, dass wir bald da sind. Trotzdem dauerte es noch ewig, bis wir das Hospital in Kasane erreichten.

Ich war überglücklich und Olga wurde von mir und Louw unter Schmerzen auf eine rumstehende Bahre gelegt. Das erste mal sah ich das ganze Blut an ihrem kleinen Körper und mein Herz wäre fast zersprungen. Sie hatte solche Schmerzen, solche Angst und hat trotzdem nicht gejammert. Ich stand völlig neben mir und habe nur funktioniert. Trotzdem rechnete ich jede Sekunde damit, dass ich gleich umkippe. Der Schock kam, als wir hörten, dass der Arzt der Nachtschicht, es war mittlerweile gegen 6 uhr morgens, noch unterwegs sei, um bei einem Autounfall zu helfen. Dies hörten wir von der einzigen Person (eine Krankenschwester ?) im Krankenhaus, die da war. Ich verzweifelte immer mehr. Olgas Fragen „wieso kommt keiner“, „wo ist der Arzt“, „wieso gibt mir keine Schmerzmittel“ und“ was passiert jetzt“ konnte ich nicht beantworten. Ich fühlte mich so hilflos.

Ich realisierte das erste mal, dass ich nur in Boxershort bekleidet (das T-Shirt hatte ich zum Drücken auf die Wunden verwendet), barfuss und total blutverschmiert war. Während ich Olgas Hand hielt und auf sie einredete, dass alles gut wird, schaute ich zitternd an mir runter, ob ich nicht auch irgendwelche Verwundungen davon getragen habe. Aber ausser grossen Schürfwunden, hatte ich keine Verletzungen. Es war alles Olgas Blut !!!!! Ich hätte am liebsten angefangen zu weinen.


Ende 1. Teil.

1.) sorry, dass der 1.Teil so lang war. Die folgenden Berichte werden kürzer.
2. Wir haben nichts falsch gemacht im Zelt: kein Obst oder Gemüse. Kein Licht oder Geräusche als der Elefant neben dem Zelt stand ... wir haben geschlafen !!!
3. Louw (der Eigentümer) war trotz seiner Verzweiflung DER grosse Retter.

 

 

05.01.2011 14:28

 

Hallo Leute,

vielen Dank für Eure lieben Worte und sorry, dass ich das wichtigste noch gar nicht geschrieben habe: Olga lebt und es geht ihr gut. Sie ist immer noch krankgeschrieben, aber ausser den Narben werden keine bleibenden Schäden verbleiben (obwohl alle Organe verletzt waren). Psychisch haben wir es bis jetzt auch gut verarbeitet und der Unfall bestimmt NICHT unser Leben. Im Gegenteil, ich galueb, wir geniessen es ein klein bißchen mehr.

In Johannesburg (dorthin wurden wir in eine Spezialklinik geflogen) las ich später, dass die letzten Monate viele Attacken von Elefanten, aber auch von Löwen im nordöstlichen Botswana und Nord-Zimbabwe zu verzeichnen waren. Als ein Grund wurde die zunehmende Wilderei und die damit verbundene Traumatisierung der Tiere angegeben.

Und trotz allem; unser nächster Afrika-Urlaub (Namibia) ist für März gebucht !!!!!!!

LG an alle
Frank

P.s.: Ich hoffe, es nervt nicht, aber hier kommt der 2. Teil:



Durch die leeren Gänge des Hospitals schoben wir Olga in ein kleines Behandlungszimmer. Meine Bitte, Olga endlich irgendwelche Schmerzmittel zu geben, wurde zurückgewiesen, da nur der Arzt dies entscheiden und verabreichen durfte. Wir warteten, warteten und warteten. Ich habe heute noch den kalten Boden unter meinen Füssen, das schwere Atmen von Olga und die in Zeitlupentempo verstreichende Zeit in Erinnerung. Sie hielt sich trotz ihrer Schmerzen (die vor allem im Rücken waren) so tapfer, während ich langsam anfing zu verzweifeln und meinte, kurz vor dem Zusammenbruch zu sein. Aber ich durfte ja nicht ….

Nach fast einer halben Stunde kam der Arzt. Ich erzählte ihm kurz, was passiert ist und er fing an, vorsichtig Olgas T-Shirt hoch zu schieben. Da ich mithelfen musste/sollte, sah ich ihre Wunden …… und mir stockte der Atem und mir wurde fast schwindelig. Knapp unter ihrem Herzen war eine riesige Fleischwunde, aus der „irgendetwas“ blasenartig herausquoll. Weiterhin war im Rücken eine kleinere, dafür aber „zerfetztere“ Verletzung zu sehen. Die Diagnose vom Arzt war schnelle klar: Olga wurde von dem Stosszahn durchbohrt !!!

Ich versuchte Olga zu beruhigen, dass alles nicht so schlimm aussieht, erklärte ihr, dass sie erst später Schmerzmittel bekommen kann und spielte wie ein Schauspieler die Rolle eines Mannes, der alles im Griff hat. Aber nur sehr schwer konnte ich meine Tränen unterdrücken.
Als ich merkte, dass ich noch halbnackt war, zog ich mein blutiges T-Shirt wieder an.

Der Arzt und die Krankenschwester bereiteten Spritzen, Verbandsmaterial und Tücher vor….endlich passierte was. Ich wurde dann vom Arzt gefragt, ob ich mithelfen kann, Olgas Wunden zusammenzudrücken, da wohl 6 Hände benötigt wurden, die Verletzungen zu versorgen und zu vernähen. Wie ich das geschafft habe, weiß ich bis heute nicht. Ich empfand kein Ekelgefühl dabei, nur unvorstellbares Mitleid mit Olga. Trotz örtlicher Betäubungen hatte sie, wie sie mir später sagte, unvorstellbar große Schmerzen im Rücken bzw. an der Wirbelsäule.

Ich dachte, das schlimmste hätten wir überstanden, aber auf meine Fragen, ob jetzt alles o.k. sei und Olga überleben würde, zuckte der Arzt mit traurigem Gesicht nur mit den Schultern. Ich bekam einen Schauer und der Boden bebte unter meinen Füßen.

Anschließend verschwanden sowohl die Krankenschwester als auch der Arzt und Olga und ich waren alleine. Ich redete mit ihr, versprach ihr, dass alles gut gehen wird, dass wir bald hier rauskommen usw ……………… vielleicht versuchte ich auch, mir selber damit Mut zu machen.

Langsam startete der Tag. Die Sonne schien durch die Fenster, das Stimmengewirr auf dem Flur wurde lauter und Wagen und Betten wurden hin- und hergeschoben. Olga lag noch immer zusammengekrümmt auf dem Bett. Weil die Schmerzen im Rücken immer doller wurden, lag sie auf der Seite. Eine Frau betrat den Raum und erklärte uns, dass Olga nun geröntgt werden soll. Angst machte sich bei mir breit, ob nicht die Wirbelsäule verletzt sein könnte.

Nach vielem hin und her, einigen „verschossenen“ Röntgenplatten wurde Olga in einen Raum geschoben, der als Gemeinschafts-Krankenzimmer diente: total überfüllt, staubig und Bett an Bett. Sowohl von den Patienten als auch von den Besuchern wurden wir als die einzigen Weißen mit großen Augen beobachtet. Unser Arzt war verschwunden, die Krankenschwestern konnten meine Frage, was jetzt passieren wird, nicht beantworten. Ich wusste, ich musste was unternehmen. Ich musste unsere Auslandsreise-Versicherung anrufen, damit wir hier rauskommen.

Nachdem wir morgens im Hospital eingetroffen waren, hatte ich Louw gesagt, dass er nicht warten und zurückfahren könnte. Ich würde ihn dann anrufen. Den Zettel mit seiner Telefonnummer, den er mir noch gegeben hatte, habe ich die ganze Zeit in meiner Hand gehalten, dementsprechend zerknittert und blutverschmiert sah er aus. Ich fragte eine Schwester, wo ich telefonieren könnte, aber sie erklärte mir, dass seit gestern Abend das Telefonnetz nicht funktionieren würde. Auch mit dem Handy einiger Patienten hatte ich keinen Erfolg.

Meine Idee war, irgendwelche Touristen anzuhalten, die mich zum Camp bringen könnten. Ich verabschiedete mich also von Olga, die immer noch zusammengekrümmt auf der Seite lag und versprach ihr, so schnell wie möglich zurückzukommen. Ich wollte nur unser Handy und die Telefonnummer unserer Reiseversicherung aus dem Auto holen. In unserer Hektik am frühen morgen hatte ich ja nichts mitgenommen. Barfuss, nur in Boxershorts und dem blutverschmierten T-Shirt rannte ich also aus dem Hospital auf die Hauptstrasse von Kasane. Wie häufig bin ich hier schon durchgefahren, wie viele schöne Urlaube habe ich hier verbracht. Jetzt war alles anders.

Die Sonne war schon aufgegangen, hatte aber noch nicht diese Kraft, und die Einheimischen waren auf dem Weg zur Arbeit; schick angezogen und heiter. Von allen wurde ich angeglotzt, aber keiner sprach mich an. Leider fuhren nur vereinzelt Autos, von Touristen keine Spur. Ich war so hilflos und total erschöpft. Was jetzt ? Lodge oder Polizei ? Ich glaubte, die Polizei sei näher am Hospital als die nächste Lodge, und rannte daher durch den Staub, Dreck und Sand zur Polizei. Dort wurde ich zwar genauso angestarrt wie auf der Strasse, aber sofort kümmerte man sich um mich. Ich erzählte, was passiert war, daß meine Freundin im Hospital liegt und ich unbedingt so schnell wie möglich zur Campsite musste.

Nach einiger Zeit kam ein Officer und teilte mir mit, dass ich ins Polizeiauto steigen sollte. Wir fuhren los. Gott sei dank. An der letzten Kreuzung bogen wir aber nicht auf die Strassen Richtung Nata ab, wo das Camp liegt, sondern Richtung Zimbabwe-Grenze. Auf meine Frage, was das sollte, antwortete mir der Officer, dass hier ein anderer District sei und die Kazungula-Polizei für mich zuständig ist

 

 

 

  1. Teil (der 4. wird dann aber richtig kurz !!!):

    Dort angekommen sollte ich mich auf einen Stuhl vor einem großen Schreibtisch setzen und ich suchte hilflos den Officer, der mich endlich zum Camp bringen sollte. Schließlich kam ein Mann rein, der durch sein Auftreten sofort als der Chef der Polizeistation zu erkennen war: er sagte nicht hallo, er lächelte nicht und war in seiner ganzen Art einfach nur arrogant. Auf meine Frage, ob er mich fahren würde, erwiderte er, dass zuerst ein Protokoll aufgenommen werden müsste. Ich erklärte ihm, dass ich so schnell wie möglich zum Camp müsste, aber er fing gleich an: wo, wann, wie ist es passiert, wer ist verletzt ………… es war schrecklich. In meiner Unterhose, den dreckigen Händen und dem blutigen T-Shirt kam ich mir wie auf der Anklagebank vor. Dauernd wurde unser „Gespräch“ von irgendwelchen Funksprüchen unterbrochen, die der Officer jedes Mal lautstark beantworte. Mein Flehen, daß wir doch auch später alles machen können, wurde gar nicht beachtet. Alles in allem dauerte die Aufnahme des Berichtes eine ganze Stunde.

    Dann durfte ich endlich ins Auto steigen. Leider fuhren wir wieder nicht Richtung Camp, sondern zurück Richtung Kasane. Mir wurde erklärt, dass das Hospital angerufen hätte und wir sofort zurückkommen sollten. Was passiert war, konnte der Officer mir auch nicht beantworten. Mir war in diesem Moment klar, dass Olga gestorben war. Ich hatte sie verloren. Ich fing das erste mal an diesem Tag so richtig an zu weinen. Die ganze Fahrt über konnte ich mich nicht beruhigen.

    Im Krankenhaus angekommen wurde ich zitternd in ein kleines Büro geführt, in dem bereits der Arzt vom morgen, der Campingplatz-Besitzer Louw, ein anderer Herr (an den ich mich aber gar nicht mehr erinnern kann) und einer Ärztin, die hinter einem Schreibtisch saß, befanden. Die Ärztin sprach gleich auf mich ein, aber ich fragte nur: „ist Olga tot ?“ „Lebt sie noch ?“ „Was ist passiert ?“ Die Ärztin lächelte und sagte nur: "Olga lebt !!!!!!!!!!!!!!!!!!" Ich war so glücklich, so unendlich glücklich. Louw war zurückgekehrt, weil er beim Aufräumen der „Unfallstelle“ merkte, dass noch meine Klamotten und vor allem ein kleiner Rucksack mit den Handys und einigen Papieren in den Zelttrümmern lagen. So hatte ich wieder Schuhe, ne Hose und ein sauberes T-Shirt…….. aber vor allem die Telefone und die wichtigen Telefonnummern.

    Die Ärztin klärte mich in einer wirklich sehr netten Art auf, dass Olga in diesem Krankenhaus nicht bleiben könnte und so schnell wie möglich in eine Spezialklinik in Joburg ausgeflogen werden müsste. In diesem Hospital könne keiner feststellen, welche inneren Verletzungen vorhanden waren. Da unser Landrover in Windhoek „stationiert“ ist und wir dort einige Freunde haben, wäre die Hauptstadt von Namibia für mich die bessere Alternative gewesen; aufgrund der fehlenden Spezialklinik für Olgas Verletzungen kam dies aber leider nicht in Frage. Die fliegenden Ärzte seien bereits informiert und bereiten in Joburg alles vor. Damit diese starten können, benötigen sie aber eine Deckungsbestätigung meiner Auslandsreise-Versicherung. Ich solle so schnell wie möglich Kontakt aufnehmen (das Telefonnetz in Kasane schien wohl wieder zu funktionieren).

    Diese Ärztin war sowieso der Hammer ! Ihre liebevolle, aber auch sehr fröhliche Art war richtig ansteckend und hat ab und zu mal die schrecklichen Gedanken vertrieben. Dazu kam noch, dass sie vor vielen Jahren u.a. auch in Russland studiert hatte und immer noch die russische Sprache beherrschte. Als die Ärztin und ich zu Olga (gebürtige Weißrussin) gingen, sah ich heute ihr erstes Lächeln, als sie russisch angesprochen worden wurde. Für einige Sekunden waren die Schmerzen, die furchtbare Angst, die Hilflosigkeit und das ganze überfüllte Krankenzimmer vergessen.

    Ich erklärte Olga, was als nächstes geschehen würde. Sie schaute mich verständnislos an, immer noch zusammengekrümmt liegend, und meinte mit schwacher Stimme, dass wir doch noch ein paar schöne Tage in Swakop verbringen wollten. Sie möchte nur ein bisschen schlafen, dann können wir wieder zum Campingplatz zurück. Ich verstand die Welt nicht mehr.

    Ich suchte mir im Hospital ein ruhiges Plätzchen, um zu telefonieren. Ich hatte zwar meinen „Notfall-Ordner“ mit den wichtigsten Telefonnummern, Passwörtern Adressen usw. nicht hier (der war ja noch im Auto), aber ich wusste, auf der Kreditkarte gibt es eine 24 Stunden-Hotline. Und da unsere Reisekranken-Versicherung irgendwie in dem Kreditkarten-Vertrag enthalten ist, müsste es ja klappen. Zu meinem Entsetzen sah ich, dass mein Handy beim Unfall zerstört wurde, Olgas Handy war aus. Ich bin wieder zurück zu Olga, aber nicht ohne mich in diesem kleinen Krankenhaus zu verlaufen. Ich musste sie wecken. „Hallo Schatz, ich bin es.Alles wird gut. Ich liebe Dich. Wie ist denn Deine PIN ?“. Ihr Handy funktionierte wieder.

    Über die hotline, einigen Warteschleifen und Weiterstellungen meldete ich den Schaden und fragte, was jetzt zu tun sei. Benötigt wurde die Kreditkartennummer, eine Durchschrift unseres Flugtickets und meine Handynummer für Rückrufe. Die Kreditkartennummer gab ich durch, für die Flugtickets benötigte ich erst mal ein Faxgerät und die Handynummer von Olga ……. hatte ich natürlich nicht im Kopf. Ich rannte zurück zu Olga, weckte sie erneut und fragte nach der Telefonnummer. Wie sie da so lag in Ihren blutigen Schlafsachen hätte ich am liebsten laut schreien können, Tränen kullerten mir aus den Augen. Und die ganze Zeit hatte ich den Gedanken, warum ich da nicht mit all den Schmerzen liegen könnte. Warum sie.

    Eine Krankenschwester kam, um mich noch mal zur Ärztin zu bringen. Sie meinte, der Pilot hätte eben angerufen, dass das Flugzeug vollgetankt in Joburg stehe, die Ärzte bereit sind und alle auf die Bestätigung (Übernahme der Kosten) der Versicherung warteten. Ich erklärte ihr, dass ich noch etwas an die Versicherung faxen müsse. Im Krankenhaus war das Faxgerät seit Tagen kaputt. Ich solle irgendwo in Kasane faxen.

    Als ich auf die Strasse rannte, kam mir wieder Louw entgegen. Er hatte unseren Landrover hergebracht, damit ich die wichtigsten Sachen rausholen kann, bevor wir ausgeflogen werden. Ich überlegte einige Zeit, fand es aber besser, wenn ich „in Ruhe“ im Senyanti Camp alles packen würde (und nicht in der Hitze und an der Hauptsrasse). Der Wagen und der Kühlschrank waren ja auch noch voll mit Essen und Trinken, welche ich unbedingt ausräumen musste; ich würde ja einige Zeit nicht wiederkommen.

    Ich stieg in den Wagen (Louw wurde von einen seiner Angestellten mitgenommen) und fuhr zur ersten Lodge, wo ich faxen wollte. Leider hatte ich die Faxnummer falsch notiert und war bei den Fax-Fehlermeldungen schon am verzweifeln. Außerdem erhielt ich einen Anruf vom Piloten, dass er noch immer keine Bestätigung der Versicherung erhalten hätte. Ich erklärte ihm, dass ich vorab noch was faxen müsste. Ich fuhr zur nächsten Lodge, um dort mein Glück zu versuchen. Nach einigen Fehlerberichten rief ich nochmals bei der Versicherung an, um mir die richtige Fax-Nummer geben zu lassen. Bis ich zu „meinem“ Sachbearbeiter durchgestellt war, verging wieder einige Zeit. Das Fax ging nun durch und ich fuhr ängstlich zum Hospital zurück. Immer die Angst, ob es Olga gut ging. Auf der Strasse sah man all die Safari-Fahrzeuge, die Mietwagen und die Touristen. Ich beneidete diese Menschen so sehr !!!

    Zurück im Krankenhaus rannte ich zuerst zu Olga (ich verlief mich natürlich wieder), die aber schlief, und dann zur Ärztin. Dort war die Info schon angekommen, dass das Flugzeug mit den fliegenden Ärzten bereits gestartet war und in ca. 3 Stunden in Kasane landen würde. Ich musste noch einigen Papierkram ausfüllen und ging noch mal zurück zu Olga. Sie war erwacht und stöhnte vor Schmerzen im Rücken. Und sie hatte solchen Durst, durfte aber nichts trinken (ich glaube, wegen den möglichen inneren Verletzungen. Ich erklärte ihr, dass ich jetzt zum Campingplatz zurückfahren würde, den Wagen ausräumen und eine Tasche packen würde. Ich würde mich aber beeilen.

    Ich stieg ins Auto und musste wieder so doll weinen, als ich zum Senynati Camp fuhr. Angekommen wurde mir von Louw und einigen Angestellten beim Kühlschrank-Ausräumen, beim Tasche-Packen und beim Einräumen der Tische und Stühle geholfen. Ich nahm noch einige Papiere (Carnet-de-Passage, Führerschein usw.) aus dem Auto und wurde zurück zum Hospital gefahren. Der Landrover sollte die nächste Zeit auf dem Camp stehen bleiben (Louw hatte den Schlüssel bekommen), ich wollte unbedingt mit Olga nach Joburg fliegen).

    Zurück im Krankenhaus meldete ich mich bei der Ärztin zurück, verschenkte noch viele Süßigkeiten und Lebensmittel und ging zurück zu Olga. Das Warten ging wieder los und war unerträglich. Aber ich konnte bei Olga sein, ihr die Hand halten und ihr aufgrund der Hitze „frische“ Luft zufächeln.

    Als die fliegenden Ärzte kamen hatte ich das erste mal den Eindruck am heutigen Tag, dass Profis kommen und ich atmetet auf. Die beiden hatten viel Gepäck, Gerätschaften und Taschen mit. Olga wurde für den Flug vorbereitet, an einige Geräte angeschlossen und auf eine besondere Bahre gelegt. Es ging langsam los. Obwohl ich in diesem Moment alles getan hätte, um Olga aus diesem Hospital rauszubekommen, hatte ich so ein schlechtes Gewissen, als ich die anderen Patienten sah. Alle schauten uns an. Keiner von diesen Menschen wird wohl das Glück oder die Möglichkeiten wie wir haben, in eine Spezialklinik mit allen nötigen, medizinischen Versorgungen ausgeflogen zu werden. Trotzdem lächelte man uns zu und rief uns sogar noch „viel Glück“ hinterher.

    Nach der Verabschiedung von unseren Ärzten wurden wir zum kleinen Flughafen gebracht, auf dem der Flieger mit den 2 Piloten stand, und Olga wurde in das Flugzeug gebracht. Wir mussten noch auf eine Zollbeamtin warten, damit ordnungsgemäß unsere Reisepässe abgestempelt werden, und dann starteten wir gegen 15 Uhr. Auch im kleinen Flieger war es unerträglich heiß und ich war am Fächeln, Fächeln und Fächeln, um es Olga erträglicher zu machen. Schluckweise durfte ich ihr Wasser geben, aber sie hatte trotzdem solchen Durst. Die Flugzeit verging gar nicht.

    Nach der Landung mussten wir noch 15 Minuten auf den Krankenwagen warten und wurden dann in einer 2 stündigen Fahrt (der Krankenwagen war im übrigen besser ausgestattet als das gesamte Hospital in Kasane) zum Milpark Hospital gebracht. Dort wurde Olga bereits erwartet und gleich für die Not-OP vorbereitet.

 

 

Der letzte Teil.

Jetzt mache ich es auch kurz:

Die ganze Nacht wurde Olga operiert und das ganze Glück im Unglück wurde deutlich:

der Stosszahn drang nur knapp unter dem Herzen durch ihren Körper, zertrümmerte 2 Rippen, ließ den linken Lungenflügel kollabieren, verletzte Milz, Magen, Bauchspeicheldrüse und Nieren , zertrümmerte bei Austritt im Rücken erneut einige Rippen und verfehlte die Wirbelsäule nur um Millimeter. Einer dieser Fortsätze der Wirbelsäule wurde abgerissen und aus dem Körper geschleudert. Wäre nur ein Organ schwerwiegender verletzt gewesen, hätte Olga die Wartezeit in Kasane oder den Transport nicht überlebt. Leben und Tod hingen nur von wenigen Millimetern ab.

Olga lag noch 2 Wochen im Koma und die Ärzte konnten mir in dieser Zeit keine Hoffnung machen. Als sie dann aufwachte, war sie noch eine Woche ziemlich „verwirrt“, machte aber schon große Fortschritte. In der vierten Woche konnte sie die Intensivstation verlassen und wurde in ein normales Krankenzimmer verlegt. Nach weiteren 10 Tagen wurden wir in Begleitung eines Arztes von Joburg nach Deutschland geflogen.

Außer den großen Narben werden keine weiteren Beeinträchtigungen bleiben und unser Leben geht auf erschreckende Weise schon wieder ganz normal weiter. Im März wollen wir Namibia unsicher machen und gaaaaaaaaaaanz langsam wieder „reinkommen“. Mal sehen, ob wir unbeschwert den Urlaub geniessen können. Versuchen wollen wir es aber auf jeden Fall.

In dieser schweren Zeit haben uns viele Leute geholfen und wir werden denen für immer zu Dank verpflichtet sein. Eine Geschichte möchte ich aber noch kurz hervorheben:

unser Landrover steht seit vielen Jahren mit Carnet in Namibia; voll ausgestattet und mit all unserem „Zeug“ (also kein Mietwagen). Als wir aus Kasane ausgeflogen worden sind, war Olga natürlich das aller wichtigste und der Wagen egal. In den 2 Wochen meiner totaler Hilflosigkeit (als Olga im Koma lag, ich sie nur 3 mal am Tag für je eine Stunde besuchen durfte und ich nur warten und hoffen konnte) machte ich mir dann doch einige Gedanken wegen dem Landrover, sah aber keine Möglichkeit, den Wagen jetzt aus Kazungula abzuholen. Ich musste bei Olga bleiben.

Freunde von uns, die auch seit vielen Jahren ihren eigenen Wagen „unten“ stehen haben, Helga und Axel, hatten aber eine Idee. Sie wussten, dass 2 andere „Afrikaverrückte“ (Karin und Werner) gerade in Livingstone waren und noch ein paar Tage in Kasane verbringen wollten. Die beiden wurden von Axel kontaktiert und erklärten sich bereit, unseren Wagen zurück nach Namibia zum Grimm (den Standort, wo der Landy in unserer Abwesenheit steht) zu bringen. Die erste Zeit konnte die Kommunikation (Telefonat und SMS) sogar nur über Helga und Axel in Deutschland laufen, da der Direktkontakt zwischen Kasane und Joburg aus irgendwelchen Gründen nicht funktionierte. Dummerweise hatte ich alle Kfz-Papiere (Carnet, internationale Zulassung usw.) mitgenommen. Werner kam aber auf die Idee, dass ich alle Unterlagen und eine Vollmacht in die Chobe Safari Lodge (deren Standort in Kasane) durchfaxen soll, damit er zumindest etwas in der Hand hat. Zusätzlich sind die beiden noch mit Louw zur Polizei gegangen, um eine „offizielle Genehmigung“ (eigentlich nur ein Stempel) zu erhalten.

Und Karin und Werner haben es wirklich gewagt. Sie haben es geschafft, mit einem fremden Wagen ohne Originalpapiere über eine Landesgrenze und durch einigen Roadblocks den Landy zurückzubringen. Von den vielen „Baustellen“, die ich zur der Zeit hatte, wurde mir durch die beiden eine große Last von den Schultern genommen.

Ende



Viele glückliche Zufälle haben uns geholfen, das alles zu überleben und auch durchzustehen. Was werden wir jetzt aber im nächsten Afrikaurlaub anders machen ? Keine Ahnung. Auf jeden Fall werden wir jetzt einige Riesenzettel mit allen wichtigen Telefonnummern, PIN`s, Geheimzahlen usw. anfertigen und von vielen Dingen eine Kopie machen. Für den Fall der Fälle .... der hoffentlich nie wieder eintretetn wird.

Vielen Dank an alle für die lieben Worte und vielleicht sieht man sich mal im südlichen Afrika.

Liebe Grüße

Frank (und natürlich auch von Olga)

 

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