Geschrieben von Frank:
DAS waren wir ! Unser 2. Geburtstag am 08.10.2010
04.01.2011 22:49
„Berserk
elephant attacks tourists in tent
By Wame Tshimololo
KAZUNGULA - An elephant has attacked a tent in which two German tourists were
sleeping at Senyanti campsite near Kazungula.
A woman was injured and flown to Johannesburg for urgent medical attention
after first being taken to Kasane hospital.
The incident happened on the night of October 8 said Assistant Superintendent
Chakalisa Nkoni, of Kazungula police. The elephant first tore off the roof of
the tent as it forced its way in, probably in search of food.
The couple was awoken by the noise of the elephant's attack. Their screams for
help were heard by other campers who chased the elephant away by hitting tins
and pots together. The woman had serious wounds to the lower chest as well as
other injuries. It is believed that an attack on a tent is very rare. „
Quelle: Ngami Times vom 15. Oktober 2010
Seit vielen Jahren fahre ich durch das südliche Afrika und einer der Höhepunkte
für mich war immer Botswana mit dem Okavango Delta und der Chobe-Front. Für
meine Freundin Olga war es der 3. Urlaub in Afrika und nachdem unser letzter
Trip im April/Mai 2010 durch den vielen Regen, den Wasserdurchfahrten, den
verschlammten Wegen und dem ewigen Steckenbleiben ziemlich ins „Wasser
gefallen“ war, entschlossen wir uns, dieselbe Tour noch mal im
September/Oktober zu unternehmen.
Waren es Anfang des Jahres das Wasser, so haben uns jetzt die ausgetrockneten,
steinharten Wege, der Staub und die fast unerträgliche Hitze zu schaffen
gemacht. Wir waren froh nach 8 Tagen im Delta in Kasane/Kazungula anzukommen,
um auf „unserem“ im Mai entdeckten Campingplatz „Senyanti Camp“ ein
paar Tage auszuspannen, den Wagen wieder herzurichten und morgens oder abens
die gewaltigen Elefantenherden am Chobe zu bewundern.
Das wunderschön und richtig ruhig gelegene Camp bei Kazungula kannten wir aus
dem letzten Urlaub: eigene Sanitärhäuschen, ein liebevoller, knorriger
Eigentümer und eine hölzerne Aussichtsterrasse (mit Bar) mit Blick auf das
eigene Wasserloch. Nach der Ankunft bauten wir unser Zelt auf, spülten den
Staub und die Strapazen der vergangenen Tage mit einer heissen Dusche und
einem kaltem Bier fort, machten unser Abendessen im Potjie und waren überglücklich,
angekommen zu sein. Sowohl am Wasserloch als auch in der näheren Umgebung
wimmelte es von Elefanten. Da die letzten Tage sehr „tierarm“ waren,
freuten wir uns über diese Gesellschaft. An diesem Abend machten wir in
diesem Urlaub unser letztes Foto:
Nach ein paar Stunden auf der Terrasse und den Blick auf das endlose Treiben
der Dickhäuter krabbelten wir total erschöpft und richtig zufrieden ins
Zelt. Die Nacht war ziemlich unruhig, da der Campingplatz in den ganzen
Nachtstunden Besuch von vereinzelten Dickhäutern bekam. Aber genau das
wollten wir ja !!!
Was dann am frühen morgen geschah (es war noch dunkel) lässt sich schwer
erklären und aufschreiben. Zusätzlich weichen unsere Erinnerungen ein
bisschen voneinander ab. Aber der Horror bleibt gleich:
Wir wurden zeitgleich geweckt, als die Zeltwand nur wenige Zentimeter von
unseren Köpfen von einem riesigen „etwas“ eingedrückt wurde. Wir
schreckten hoch und schrien. Dann fing ein Elefant an, das Zelt mit einer
Urgewalt einzudrücken und niederzutrampeln. In völliger Dunkelheit mussten
wir uns von rechts nach links rollen, um den den gewaltigen Tritten des Tieres
in dem kleinen Zelt auszuweichen. Es ging alles so schnell und wir konnten den
Elefanten, der nur durch den Zeltstoff von uns getrennt war, richtig spüren.
Das wir trotz einiger schmerzhafter Stösse und dem Rumwirbeln nicht von den
gewaltigen Füssen des Tieres zerquetscht wurden, grenzt für mich immer noch
an ein Wunder. Kurze Augenblicke nachdem das Zelt zusammenbrach und wir im
Dunkeln zwischen unseren Schlafsäcken und dem Zeltstoff gefangen waren,
stiess der Elefant mit den Stosszähnen in den „Zeltklumpen“. Ich spürte,
wie mich der Zahn direkt an meiner linken Seite zwischen Brustkorb und Arm
streifte, umfasste den armdicken, mit längsrillen übersäten Stosszahn und
wollte ihn in meiner totalen Hilflosigkeit wegdrücken....was natürlich
quatsch war. Urplötzlich wurden wir blitzschnell hoch gerissen... 2 - 3 Meter
in die Luft ....und fielen dann mit der gleichen Geschwindigkeit runter und
schlugen auf dem Boden auf. Ausser unseren Schreien, das Geräusch der
niederdrückenden und aufreissenden Zeltplane lief alles ohne Geräusche ab;
der Elefant machte keinen Laut. Von den im Zeitungsartikel beschriebenen
Rettern mit Kochtöpfen war kein Spur ....
Ich war wohl kurz bewusstlos, weil Oga später sagte, dass der graue Riese
noch einige Sekunden über uns im zerfetzten Zelt stand und auf uns blickte,
dann aber verschwand.
Meine ersten Erinnerungen waren die Schmerzen an meinem ganzen Körper. Olga
lag direkt neben mir, atmete hektisch und stöhnte leise vor sich hin. Ich
wollte aus dem Zelt kriechen, um zu helfen, konnte mich aber aus den
zerrissenen Zeltbahnen und dem zerknäulten Gestänge nicht befreien.Olga stöhnte
bei meiner „Rettungsaktion“ laut auf.Voller Angst tastete ich meine
Freundin ab und spürte die grossen, warmen Blutflecke vorne und hinten an
ihrem Schlaf-Shirt. Unter dem nassen Kleidungsstück an den Verletzungen spürte
ich 2 immer grösser werdende "Beulen", die irgendwie aus ihrem körper
herausquollen. Panisch drückte ich meine Hände „vorsichtig“ darauf und
schrie und schrie und schrie um Hilfe...... in die Dunkelheit.
Nach einiger Zeit ,gefühlten endlosen Minuten, kamen der Eigentümer Louw und
andere Gäste mit Taschenlampen, um uns zu helfen... es war noch immer Nacht.
Wir wurden aus den Zeltrümmern herausgeschnitten und Olga wurde trotz ihrer
immer grösser werdenden Schmerzen auf unsere Iso-Matte gelegt. Alle waren
panisch. Jeder wusste, wir mussten sofort ins nächste hospital. Olga wurde
auf den in Liegeposition gebrachten Beifahrersitz gelegt, ich ziternd dahinter
um meine Hände weiterhin auf ihre Wunden zu drücken und der Eigentümer Louw
fuhr los.
Während Olga sich an diese Fahrt nur noch wenig erinnern kann, hat sich diese
wohl für immer in meinen Kopf eingebrannt. Olga stöhnte vor Schmerzen und
rief die ganze Zeit leise nach ihrer Mutter, die seit vielen, vielen Jahren
tot war. Ihr Körper kämpfte die ganze Zeit und manchmal stockte ihr Atem.
Ich schrie „rede mit mir, bleib bei mir, bitte, bitte, bitte“ und sie
blickte mich mit müden, so traurigen Augen an. Jedes Mal brach ich in Tränen
aus und leise versuchte sie (!!!) mich zu beruhigen. Die Fahrt ging in der
Dunkelheit über Stock und Stein und bei jeder Unebenheit auf der sandigen
Piste konnte ich die Schmerzen in Olgas Gesicht sehen. Wie wir gefahren sind,
weiß ich nicht mehr. Irgendwann erreichten wir die Teerstrasse (nach 20
minuten ?) und ich konnte in der Dämerung bekannte Gebäude und Strassen
erkennen. Ich redete die ganze Zeit auf Olga ein, dass wir bald da sind.
Trotzdem dauerte es noch ewig, bis wir das Hospital in Kasane erreichten.
Ich war überglücklich und Olga wurde von mir und Louw unter Schmerzen auf
eine rumstehende Bahre gelegt. Das erste mal sah ich das ganze Blut an ihrem
kleinen Körper und mein Herz wäre fast zersprungen. Sie hatte solche
Schmerzen, solche Angst und hat trotzdem nicht gejammert. Ich stand völlig
neben mir und habe nur funktioniert. Trotzdem rechnete ich jede Sekunde damit,
dass ich gleich umkippe. Der Schock kam, als wir hörten, dass der Arzt der
Nachtschicht, es war mittlerweile gegen 6 uhr morgens, noch unterwegs sei, um
bei einem Autounfall zu helfen. Dies hörten wir von der einzigen Person (eine
Krankenschwester ?) im Krankenhaus, die da war. Ich verzweifelte immer mehr.
Olgas Fragen „wieso kommt keiner“, „wo ist der Arzt“, „wieso gibt
mir keine Schmerzmittel“ und“ was passiert jetzt“ konnte ich nicht
beantworten. Ich fühlte mich so hilflos.
Ich realisierte das erste mal, dass ich nur in Boxershort bekleidet (das
T-Shirt hatte ich zum Drücken auf die Wunden verwendet), barfuss und total
blutverschmiert war. Während ich Olgas Hand hielt und auf sie einredete, dass
alles gut wird, schaute ich zitternd an mir runter, ob ich nicht auch
irgendwelche Verwundungen davon getragen habe. Aber ausser grossen Schürfwunden,
hatte ich keine Verletzungen. Es war alles Olgas Blut !!!!! Ich hätte am
liebsten angefangen zu weinen.
Ende 1. Teil.
1.) sorry, dass der 1.Teil so lang war. Die folgenden Berichte werden kürzer.
2. Wir haben nichts falsch gemacht im Zelt: kein Obst oder Gemüse. Kein Licht
oder Geräusche als der Elefant neben dem Zelt stand ... wir haben geschlafen
!!!
3. Louw (der Eigentümer) war trotz seiner Verzweiflung DER grosse Retter.
05.01.2011 14:28 |
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Hallo Leute, |
Der letzte Teil.
Jetzt mache ich es auch kurz:
Die ganze Nacht wurde Olga operiert und das ganze Glück im Unglück wurde
deutlich:
der Stosszahn drang nur knapp unter dem Herzen durch ihren Körper, zertrümmerte
2 Rippen, ließ den linken Lungenflügel kollabieren, verletzte Milz, Magen,
Bauchspeicheldrüse und Nieren , zertrümmerte bei Austritt im Rücken erneut
einige Rippen und verfehlte die Wirbelsäule nur um Millimeter. Einer dieser
Fortsätze der Wirbelsäule wurde abgerissen und aus dem Körper geschleudert. Wäre
nur ein Organ schwerwiegender verletzt gewesen, hätte Olga die Wartezeit in
Kasane oder den Transport nicht überlebt. Leben und Tod hingen nur von wenigen
Millimetern ab.
Olga lag noch 2 Wochen im Koma und die Ärzte konnten mir in dieser Zeit keine
Hoffnung machen. Als sie dann aufwachte, war sie noch eine Woche ziemlich
„verwirrt“, machte aber schon große Fortschritte. In der vierten Woche
konnte sie die Intensivstation verlassen und wurde in ein normales Krankenzimmer
verlegt. Nach weiteren 10 Tagen wurden wir in Begleitung eines Arztes von Joburg
nach Deutschland geflogen.
Außer den großen Narben werden keine weiteren Beeinträchtigungen bleiben und
unser Leben geht auf erschreckende Weise schon wieder ganz normal weiter. Im März
wollen wir Namibia unsicher machen und gaaaaaaaaaaanz langsam wieder
„reinkommen“. Mal sehen, ob wir unbeschwert den Urlaub geniessen können.
Versuchen wollen wir es aber auf jeden Fall.
In dieser schweren Zeit haben uns viele Leute geholfen und wir werden denen für
immer zu Dank verpflichtet sein. Eine Geschichte möchte ich aber noch kurz
hervorheben:
unser Landrover steht seit vielen Jahren mit Carnet in Namibia; voll
ausgestattet und mit all unserem „Zeug“ (also kein Mietwagen). Als wir aus
Kasane ausgeflogen worden sind, war Olga natürlich das aller wichtigste und der
Wagen egal. In den 2 Wochen meiner totaler Hilflosigkeit (als Olga im Koma lag,
ich sie nur 3 mal am Tag für je eine Stunde besuchen durfte und ich nur warten
und hoffen konnte) machte ich mir dann doch einige Gedanken wegen dem Landrover,
sah aber keine Möglichkeit, den Wagen jetzt aus Kazungula abzuholen. Ich musste
bei Olga bleiben.
Freunde von uns, die auch seit vielen Jahren ihren eigenen Wagen „unten“
stehen haben, Helga und Axel, hatten aber eine Idee. Sie wussten, dass 2 andere
„Afrikaverrückte“ (Karin und Werner) gerade in Livingstone waren und noch
ein paar Tage in Kasane verbringen wollten. Die beiden wurden von Axel
kontaktiert und erklärten sich bereit, unseren Wagen zurück nach Namibia zum
Grimm (den Standort, wo der Landy in unserer Abwesenheit steht) zu bringen. Die
erste Zeit konnte die Kommunikation (Telefonat und SMS) sogar nur über Helga
und Axel in Deutschland laufen, da der Direktkontakt zwischen Kasane und Joburg
aus irgendwelchen Gründen nicht funktionierte. Dummerweise hatte ich alle
Kfz-Papiere (Carnet, internationale Zulassung usw.) mitgenommen. Werner kam aber
auf die Idee, dass ich alle Unterlagen und eine Vollmacht in die Chobe Safari
Lodge (deren Standort in Kasane) durchfaxen soll, damit er zumindest etwas in
der Hand hat. Zusätzlich sind die beiden noch mit Louw zur Polizei gegangen, um
eine „offizielle Genehmigung“ (eigentlich nur ein Stempel) zu erhalten.
Und Karin und Werner haben es wirklich gewagt. Sie haben es geschafft, mit einem
fremden Wagen ohne Originalpapiere über eine Landesgrenze und durch einigen
Roadblocks den Landy zurückzubringen. Von den vielen „Baustellen“, die ich
zur der Zeit hatte, wurde mir durch die beiden eine große Last von den
Schultern genommen.
Ende
Viele glückliche Zufälle haben uns geholfen, das alles zu überleben und auch
durchzustehen. Was werden wir jetzt aber im nächsten Afrikaurlaub anders machen
? Keine Ahnung. Auf jeden Fall werden wir jetzt einige Riesenzettel mit allen
wichtigen Telefonnummern, PIN`s, Geheimzahlen usw. anfertigen und von vielen
Dingen eine Kopie machen. Für den Fall der Fälle .... der hoffentlich nie
wieder eintretetn wird.
Vielen Dank an alle für die lieben Worte und vielleicht sieht man sich mal im südlichen
Afrika.
Liebe Grüße
Frank (und natürlich auch von Olga)
http://www.namibia-forum.ch/forum/22-reiseberichte/168080-das-waren-wir--unser-2-geburtstag-am-08102010.html