Königreich Lesotho 10.-17. Februar 2013, aus einem Brief an "family and friends" vom 19. Feb 2013

zurueck

Seit vorgestern bin ich mit Caro und Graham aus Lesotho (30.000 qkm, 2 Mill Einwohner) zurück, eine Woche in den Bergen. Definitiv nichts für Angsthasen! Und man braucht VIEL Vertrauen in das Auto.  Lesotho ist ein armes Land, ohne Bodenschätze, wenig erschlossen durch Strassen. Im Süden und Osten versperren die hohen Gipfel der Drakensberge, bis 3450 m, den Zugang zum Land, im Nordwesten läuft das Land bergig aus in die südafrikanische Provinz Free State. „Kingdom in the Sky“, „Mountain Fortress“ sind Beinamen für das weiterhin unabhängige Königreich, das Land mit dem “höchsten niedrigsten Punkt der Erde“ (von mir nicht nachgeprüft)  mit 1450 m. Ein Land, vor dem sich sogar King Shaka (der kriegerische Zulu König, gest 1828) fürchtete, es lag „irgendwo da oben“ und im Winter im Schnee, dafür waren seine Impis (Krieger) nicht ausgerüstet.

Die erste Nacht fuhren wir nur bis zum Fuss der  Drakensberge auf dieser Seite, zu einem Mountain Ranger namens Charles, ca. 58 J, Bergsteiger, tough und stark. „He doesn’t take any nonsense“ ist wohl die beste Kurzbeschreibung seines Bergsteiger-Freundes Graham. Man wundert sich, dass er Leitender Game Ranger unter der schwarzen Regierung geblieben ist. Zu Pferd, mit Saumpferden und bewaffnet, zieht er mit seinen schwarzen Helfern bei Bedarf nächtelang durch seinen steilen Bergdistrikt von 50.000 ha und spuckt auch mal den bekannten Lesotho-Viehdieben (cattle rustlers) kräftig in die Suppe. Das muss nämlich auch gesagt werden: Die steigen bei Nacht und Nebel von den hohen Bergen und treiben in Gewaltmärschen (40 km) in der gleichen Nacht die gestohlenen Viehherden von den Farmen bis in die unzugänglichen Berge. Wer meine alten Mails noch kennt: Benedict war früher wohl auch so ein „Unternehmer“, jetzt isst er sein Gnadenbrot da oben auf Caro’s Cottage Farm „Ash Grove“ mit ca. 85 J. Die Polizei in Lesotho hat einen Haftbefehl gegen ihn längst vergessen, er floh damals und tauchte auf „Ash Grove“ bei Caros verstorbenem Vater unter, das war ca. 1975.

Aber ich will nicht weiter abweichen. 

Charles ist weiterhin besessen von der Idee, ein „perpetuum mobile“ zu erfinden. Ganz neue Idee! Also bastelt er (zugegeben sehr geschickt) in seiner Freizeit an über einem Meter grossen Holz-Zahnrädern, Pendelgewichten, Wechselmagneten, etc,  und erklärt auf (ebenfalls zugegeben) eindrucksvollen pseudo-wissenschaftlichen Zeichnungen in grossem Format, warum es klappen MUSS. Graham kannte das schon, schwieg beharrlich und bescheiden, er ist Professor für mechanical engineering und hydro-electrics, also ein Fachmann. Und später verweigerte er mir ebenso beharrlich die Erklärung, wie Charles wohl seine erhofften 200 Watt zusätzlich(!) aus seiner contraption  ziehen will. Do I miss something?

Lesotho2 (Fortsetzung)

Am Montagmorgen 11.2. bei starker Bewölkung Start auf der Rumpelstrecke zum Fuss der Drakensberge zur südafrikanischen Grenzkontrolle, die klugerweise noch 15 km unten vor dem Pass liegt. Weiterfahrt nur mit 4x4 erlaubt, einspurige Schotterstrecke, stark ausgespült und steil. Im letzten Teil kommen dann die Zickzackwenden, meist ohne Haltebucht an den Wenden, aber uns kam zum Glück niemand entgegen. Graham musste zwischendurch eine unbewachte Schafherde von der Pad jagen bis ich im 1. Geländegang wieder fahren konnte. Oben bei 2882 m ist dann die Grenze, freundliche, fast familiäre Abfertigung, dicht daneben liegt „das höchste Hotel und die höchste Bar“ Afrikas.

Dazu etwas Hintergrund von Charles: Da oben sind die Grenzen nicht genau zu definieren, auch gibt es keinen Zaun. Man hat sich nach dem Wasserscheidenprinzig so geeinigt: Fliesst es (der Niederschlag) nach Südafrika, ist das die Grenze aus Sicht Lesothos und umgekehrt. Das ist streckenweise nur zu vermuten, und so begegnen sich ab und zu berittene Grenzer beider Länder und sind nicht immer freundlich miteinander. Jeder glaubt, der andere begehe eine Grenzverletzung, und niemand möchte einige Tage im Untersuchungsknast des jeweils anderen Landes sitzen. Nun im Falle des Sani Pass Hotel hat sich der einstmalige Erbauer einen Trick ausgedacht: Er hat den Grat (= die Wasserscheide) neben der Grenzstation auf über 50 m quer zum Grat plattgemacht. Die vermutete Hälfte des Gebäudes liegt somit in RSA, die andere in Lesotho, zugänglich ist es aber nur von der Lesothoseite. Als es zu Bauauflagen und Behördeneinwänden kam, erklärte er schlau, die jeweils andere Seite habe es ihm genehmigt. Und so ist Sani Pass Hotel - „Hotel“ ist geschmeichelt, aber man kann da ein Bier trinken und auch übernachten – erhalten geblieben.

Frierende Gestalten in typisch landesübliche dicke Decken gewickelt, einzelne Steinrondavels mit Reetdächern, aus denen es qualmt, ein paar Ziegen und Hunde, vermummte „musizierende“ Kinder gegen ein paar Kröten. Da oben gibt es kein Einkommen, wie auch sonst nicht im bitterarmen Land.

Bis zum nächsten Ort Mokhotlong sind es über 50 km, wir haben dafür mehr als fünf Stunden gebraucht. Zunächst ging es wieder bergauf bis zum Black Mountain Pass mit 3256 m. Viel höher geht es nicht, denn die höchste Spitze der Drakensberge mit 3482 m ist gar nicht so weit entfernt. Segelfliegerpiloten müssen ab 3000 m Sauerstoffmasken anlegen, Vorschrift! Wir nicht.

Dann wieder bergab, was genau so langsam geht, meist im 1. Geländegang, man möchte weder quer abrutschen auf nassem Geröll noch die Bremsen heisslaufen lassen. Und nicht zu vergessen: Auf einer Seite geht es immer steil in die Tiefe, ohne Netz oder Leitplanke.

Erst gegen 17.00 Uhr kamen wir müde vom Schaukeln und angestrengten Spursuchen vor Mokothlong an den Abzweig nach Westen in Richtung Thaba Tseka und 10 km danach an die Missionssiedlung St James. Man hatte mir von einem Guesthouse der Mission dort berichtet, auf der ganzen Strecke davor gab es nämlich ausser ein paar Steinrondavels keine Übernachtungsmöglichkeit. Zelten wollten wir da oben jedenfalls nicht.

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HIER DIE BILDER ZUM TEXT:

Vor der Abfahrt in Durban Caro, Graham. - Da muessen wir hoch - Schild am Fuss des Sani Pass vor der SA Grenzstation

Zufahrt vor dem Aufstieg - Grenzkontrolle Südafrika - Bagger repariert Verspuelungen der Strecke, im Hintergrund der steile zick-zack Teil

steinig im Kriechgang aufwaerts auf der einspurigen Schotterpiste, Blick zurueck

Lesotho Grenzkontrolle auf dem Pass (2873 m) mit verfrorenen Gestalten in Decken. Zwei Mlungus kontrollieren den Unterboden auf Schaeden (abgerissene Tachowelle)

Hochebene hinter Sani bei 2600 m. Naechster Aufstieg zum Black Mountain Pass mit 3256 m, höchster Punkt unserer Reise.

Abstieg vom Black Mountain, rechts im Bild Graham.  -  Erste Zeichen von Landwirtschaft

  Ankunft in der St James Missionstation, (weitere Bilder)