Lesotho 3: (geschrieben 3. März 2013)

zurueck

Nun will ich „schnell mal“ den Rest Lesotho zu Ende schreiben, bin inzwischen schon ganz woanders.

Von unserem einfachen „Guest House“ der Missionsstation  von St James, kein Strom, aber Warmwasser, Zufahrt nur mit 4x4(!), konnten wir auf die Schule(n) unter uns sehen. Am nächsten Morgen tröpfelten die kleinen Pökse, alle natürlich schwarz,  in ihren Schuluniformen ein. Um 08.00 die laute Glocke, Anstellen in der Sonne, Ansprache, Singen, etwas Gymnastik, Beten, rein in die Schule. Soweit normal. Aber den Zugang zum Hof bewachte pünktlich ab 08.00 Uhr ein strenger Pedell, er sammelte die Zuspätkommer in langen Reihe, ca. 20 Mädel und Jungs. Wer versuchte, durch sich die Hecke zu schummeln, wurde gleich mit einer Gerte vertrimmt. Nach dem Einrücken der Klassen in das Schulgebäude kam die Strafe: Einzeln mussten die Zuspätkommer vortreten und bekamen zwischen 5-10 Schläge auf die ausgestreckte Hand, teils ziemlich heftig, mit Zucken und vor Schmerzen „tanzend“. Später kam noch eine Frau dazu, sie haute dazu noch  kräftig auf die Waden – alles gefilmt für den Internationalen Menschenrechtshof.

Dann kam zu uns hoch ein einheimischer Bettler, in schräger Harlekin-Aufmachung gekleidet, getarnt als „Musiker“ und wollte Essen. Ich gab ihm unser ganzes Knoblauchbaguette. Er revangierte sich mit einem Sonderkonzert auf seiner Eigenkonstruktion, einer ein Meter langen „Querflöte“, die aber nur einen einzigen Ton konnte, unermüdlich, schliesslich hatte er doch ein ganzes Baguette bekommen und wollte sein Konzert daher partout nicht kürzen. Er spielte noch auf als wir schon den Berg wieder runterfuhren, wir fühlten uns eher verjagt.

Die nächsten 100 km wieder auf gravel up-and-down waren etwas besser, dann kam der erste Ort Thaba Tseka, mit einem kleinen Einkaufsmarkt (Inder), ein Polizeiposten hielt uns an und wollte nur quatschen. Ob denn Meikel Ballasch noch Kapitän sei (nein), ob Munick in England gewinnt (doch, glaub schon). Denn man gute Fahrt!

40 km nördlich liegt der Katse-Straudamm, das einzige grosse Projekt in ganz Lesotho, gebaut ca. 1980 von den Südafrikanern, die auch das Wasser ableiten dürfen nach Norden in den Oranje Freistaat. Von Norden führt eine geteerte Versorgungsstrasse zum Staudamm, aber von Thaba Tseka (im Süden) gibt es nur eine sehr schlechte Strasse da hoch, drei Stunden sagte man uns. Es war 14.00 Uhr, also los. Ein schweres Gewitter kam, stockdunkel, Licht, Scheibenwischer auf höchster Stufe, 1. Gang Gelände, bergauf, bergab auf schmaler Strasse, nur  nicht rutschen oder quer stellen!! Plötzlich überholte mich ein Land Rover, etwas unvorsichtig, schlitterte auf dem glatten Schlamm. Graham murmelte was von „ob der wohl alle Raten für die Lebensversicherung pünktlich gezahlt hat?“. Drei Kilometer wieder Schleuderspuren. Da stand er dann, dicht an die linke Felswand gepresst, mit laufendem Motor und Licht an, ich konnte gerade dran vorbei. Er sprach wohl grad sein Dankesgebet,  denn rechts ging es steil in den dunklen Abgrund. Ich hielt kurz an, aber er winkte mich vorbei. Kopfschütteln, denn er hatte ein Lesotho Kennzeichen. Nach vier Stunden endlich an der Staumauer, ein Wächter empfahl einen Platz (es gibt kein offizielles Camp dort) und „bewachte“ uns, bekam einen grossen Teller Essen als Gegenleistung. Am nächsten Morgen Rundfahrt, Besichtigung, Photos, danach die gleiche Strecke zurück nach Thaba Tseka in der Sonne, starke Verspülungen der gravel road vom Vorabend. Tankstelle? „Ja, da hinten“. Wooo? “Na DA!” Schliesslich fanden wir auf einer grossen Brachfläche unter freiem Himmel eine einzelne Zapfsäule. Steinige, von LKWs ausgefahrene Zufahrt, eine Chinesin (!) verkaufte mir 50 L zu einem normalen Preis. Jetzt kam eine Teerstrasse in Richtung Westen, mit gemeinen plötzlichen, tiefen Schlaglöchern (car eaters) und Felsabbrüchen bis zur Strassenmitte, Kühe und Ziegen auf der Strasse. Und überall KINDER, Kinder, Kinder, meist in Schuluniformen. Bepackte Esel mit Millie-Säcken (Maismehl) und dem Aufdruck „World Food Programme“, also gesponsort.  Nach Roma, mit der einzigen „Universität“ des Landes,  mussten wir wieder gen Süden auf eine 80 km lange Schotterstrasse abbiegen, die aber im Bau war. Grossflächige Felssprengungen zur Verbreiterung, schwere Bagger und Minen-LKW mit riesigen Reifen und Ladeflächen, der spärliche Verkehr wurde zwischen dem ganzen Gewusel durchgewunken, gestoppt, weitergewunken, meist wieder im 4x4 Mode. Am Ende des Weges liegt ein Handelsposten „Semonkong“, von dort geht es nur mit Pferden und Eseln weiter. Der Posten besteht aus Wellblechhütten, einer Schule, ein paar staatlichen Gebäuden, und jeder Menge anhalfterter Pferde wie in einem Wildwestfilm, statt Autoparkplatz. Aber auch Esel, Schafe, Ziegen, Kühe und Menschen, man wühlt sich mit dem Auto ganz langsam durch. Wo dann die „Welt zu Ende“ schien, plötzlich hinter einer Brücke und gut bewacht: Eine LODGE! Häh, hier?? Mit einer BAR, Restaurant, sogar einen kleinen Campingplatz hatten sie. Wir haben erst mal (nur die Männer) je zwei 0.7 L Flaschen „Maluti Beer“ vertilgt, Camp aufgebaut, glatt das Kochen vergessen und hatten den Tag abgeschlossen. Wir wollten am Morgen zu dem angeblich „höchsten Wasserfall im südlichen Afrika“, nur „30 Minuten Fussweg“. Beides stimmte nicht: der Tugela Wasserfall in den Drakensbergen (südafrikanische Seite) ist höher. Und aus den 30 Minuten wurden 75 Minuten, eine Strecke, auf Esel- und Pferdespuren bergauf und bergab, mal an einzelnen Hütten mit kläffenden Hunden vorbei. Caro verlor ihren Schuh tief in einem Sumpf, buddelte ihn mit schwarzen Unterarmen bis zum Ellenbogen und schwarzen Jeans bis zu den Knien wieder raus, atemlos wegen der Höhe von 2300 m (von Übergewicht rede ich jetzt nicht), und ich durfte davon KEINE Photos machen. Der Wasserfall war die Mühe nicht wert, hoch war er schon, OK. Aber das ganze Drumherum unserer dreieinhalb Stunden „Expedition“ wäre eher einen Film wert gewesen. Caro verschwand für eine Stunde in der Dusche, die frisch  gewaschenen flatternden Jeans mit der gehöriger Bundweite haben wir aber vor der Einfahrt nach Roma auf dem Rückweg wieder reingeholt aus dem Fahrtwind.

Ich mache hier mal Schluss und  kürze ab. Am nächsten Tag ging es ins „Flachland“, schräg hinter uns die mächtigen Maluti Mountains. Über die Hauptstadt Maseru im Nordwesten verliessen wir Lesotho und waren wieder „zu Hause“ in Südafrika, im Oranje Freistaat. Noch eine Übernachtung (bei der blonden Masha), dann auf der Autobahn N3 nach Durban runter. Da hatten wir zwar noch einen Platten unterwegs, aber VIEL besser, als wenn das irgendwo in den steilen Bergengen von Lesotho gewesen wäre, ohne sicheren Halt für den Wagen und besonders den Wagenheber.

 So, erledigt. Ich sitze nämlich inzwischen schon GAANZ woanders: Ganz oben in Botswana, gegenüber liegt Zambia und direkt vor der Lodge fliesst der Chobe, der einen Kilometer stromabwärts vor der Kazungula Fähre in den mächtigen Zambezi einmündet. Aber das ist eine andere Geschichte.

Für heute grüsst die treue Leserschaft

H aus Kasane, bzw PS aus Botswana, 3.März 2013

Die Bilder zu Lesotho_3:

Der Pedell mit den Zuspätkommern wird aktiv          Ein Privatkonzert des Lesotho Musikers

Zugang zur St James Guest Lodge mit 4x4                    Erntezeit, hier eine magere Gerste

 

Weiter auf z. T. stark verspülten Gravel Roads    Unterhalb ca. 1500 m Landwirtschaft möglich    Verkehrsmittel sind Pferde, als Lasttiere Esel..

...fuer Millie-Saecke oder Bierkisten                          Auch vor dem Rad gab es schon was....                       Kraal im Tal

Auf und ab, aber seitlich runter besser nicht

Der Katse Damm: Staumauer               ... und Teil des Stausees, der ca. 50 km lang ist            Öffentliches Telefon, kleines Cafe mit Schutzraum

 

Dorfgemeinschaft befestigt einen Sturzbach (ravine)        Nach der Waesche am Fluss                      Strasse von Roma nach Semonkong im Bau

Das Bohr- und Sprengteam                                            Der Verkehr läuft trotzdem weiter, es gibt keinen alternativen Weg

Semonkong Handelsstation:  Esel- und Pferdeparkplatz                                                                                   Maletsunyane Fall, ca. 100 m tief                  

Und da, am "Ende der Welt" in Semongkong, ploetzlich eine Lodge mit einer richtigen BAR, fast wie im Film.

Dann ueber Maseru schnell raus aus Lesotho und in den Free State (Suedafrika), hier im Golden Gate National Park. Zurueck nach Durban.